Heilkunde

Die Linde – Heilpflanze des Jahres 2025 und Herzensbaum

Die Linde - Barbara Simonsohn

Die Linde hat gelinde Heilkraft

Von Barbara Simonsohn

Die Linde ist vielleicht unser schönster Laubbaum. Alles wirkt harmonisch: die Krone, die herzförmigen Blätter, der Duft der Blüten. Dieser Baum ist aber nicht nur ein Augenschmaus, sondern alle Pflanzenteile wirken seelisch harmonisierend und können so manche körperlichen Beschwerden lindern.

Die Linde hat „gelinde“ Heilkraft, so der Heilpflanzen-Experte Wolf-Dieter Storl. Seit alters her pflanzte man Hof- und Dorflinden. Menschen feierten und tanzten unter diesen Linden, hielten darunter Gericht und verliebten sich. Die Linde war der Dorfmittelpunkt und ist im Namen von mehr als 1’000 deutschen Ortsnamen verewigt. Die Eiche wurde verehrt, die Linde als Herzensbaum geliebt. 

Über keinen Baum gibt es in Deutschland so viele Gedichte und Lieder. Die Linde gilt als Baum der Liebe, des Friedens, der Harmonie, der Heimat und der Gemeinschaft. Sie ist aber nicht nur ein Kult-, Sagen- und Mythenbaum, sondern hat dem Menschen der heutigen Zeit viel zu bieten, und hilft schon Kindern bei Angststörungen, Nervosität und Überforderung.   

Die Linde – Ein Symbol europäischer Kultur und Geschichte

Kein anderer Baum hat europäisches Denken, Handeln und Fühlen so tiefgreifend geprägt und gestaltet wie die Linde, kein anderer europäischer Baum ist so tief im Gedächtnis verwurzelt.

Doris Laudert, Autorin eines Lindenbuchs: „Im Herzen des Volkes jedoch hat sie sich längst den besten Platz erobert und nimmt seit Menschheitsgedenken als Hausbaum in Hof, Dorf, Kloster und Burg den ersten Platz ein.“ Schon unsere Vorfahren in der Bronze- und Eisenzeit pflanzten in einem nachhaltigen Niederwald auch Linden. Viertausend Jahre vor Christi Geburt bauten Menschen über Torfmooren und Feuchtgebieten Wege aus Holz und verwendeten dafür auch das Holz der Linde. 

Die Germanen verehrten die Linde als Baum, welcher der Göttin Freya gewidmet war, der Göttin der Liebe, der Fruchtbarkeit, des Friedens, der Schönheit, des Glücks, der Mütterlichkeit und des guten Hausstands. „Freya-Linden“ galten den Germanen als Sitz der guten Geister. Germanische Krieger nahmen Lindenholz bedeckt mit Lindenbast und bunt bemalt für ihre Schilder als magischen Schutz. Aus Lindenbast fertigten sie Kleidung, Schuhe, Netze und Taschen. Linden an den Thingstätten, den Schrannengerichten, sollten für ein faires und mildes Urteil sorgen. Urteile wurden noch bis in die Neuzeit gefällt „unter der Linde“, das letzte 1870 in Wüstung Volkmannrode im Kasberg.

Berühmte Linden sind die Kunigundenlinde bei Kasberg in Bayern und die Linde von Staffelstein, mit 1’200 Jahren eine der ältesten Linden Europas. Auch die Slawen betrachteten die Linde als heiligen Baum und hatten sogar eine eigene Lindengöttin, Libussa, die als Orakelgöttin verehrt wurde. 

Durch die Christianisierung wurden aus alten Freya-Linden Marienlinden, und zu den Marienlinden pilgern seitdem Wallfahrer, um die besonders heilkräftigen Blüten und Blätter zu ernten. Ehemalige Tanzlinden werden jetzt zur Kirchweihzeit wieder betanzt. Im ersten Weltkrieg trugen deutsche Soldaten oft ein getrocknetes Lindenblatt einer ganz besonderen Linde bei sich, das sie beschützen sollte. Es gibt Einheits-Linden und Friedenslinden, die zu besonderen Anlässen gepflanzt wurden. 

ISBN: 978-3-86374-755-8
159 Seiten, Mankau Verlag

Die faszinierende Welt der Lindenblüten und ihre Bestäuber

Es gibt Sommer- und Winterlinden, die beide im Sommer anfangen zu blühen, die Winterlinde nur zwei Wochen später ab Mitte August. Zu einer Zeit, in der die meisten anderen Bäume ausgeblüht haben, stellen Linden eine willkommene Insektenweide dar.

Die Winterlinde hat kleinere dunklere Blätter und weichere Fruchthüllen als die Sommerlinde und kommt mit niedrigen Temperaturen –bis minus fünfzig Grad! – besser klar. Leider vertragen beide Abgase schlecht, daher verschwinden sie allmählich aus unserem Stadtbild und machen der robusteren Silberlinde Platz, die nicht so heilkräftig ist wie ihre beiden Schwestern. Linden werden bis zu 40 Metern hoch und können 1’000 Jahre und älter werden. Krone, Blätter und Wurzeln sind herzförmig.

Die Blüten bestehen aus Trugdolden und bestehen aus fünf Kelch und fünf Kronblättern mit einem Trag- oder Hochblatt. Die Tragblätter locken Insekten – auch nachtaktive – an und weisen ihnen den Weg zum reichhaltigen Nahrungsangebot.

Eine Einzelblüte kann bis zu 43’000 Pollenkörner erzeugen, die wegen ihrer Leichtigkeit bis zu 100 Kilometer verweht werden. Der einzigartige Duft der Blüten wird über die gesamte Blühperiode verströmt und besteht aus 45 Komponenten, vor allem heilkräftigen ätherischen Ölen.

Bestäuber sind Bienen, Wildbienen, Käfer, Hautflügler und Nachtfalter. Die essbaren Samen sind Schirmflieger und werden durch das Tragblatt durchschnittlich 60 Meter weit getragen. Lindensamen sind Nahrung für viele Tiere wie Kernbeißer, Eichhörnchen, Grünfink, Buchfink, Kleiber, Kohl- und Tannenmeise. Für Blattfresser wie Linden-Blütenspanner-Raupen, die Lindenwanze, Florfliegen und die Raupen der Linden-Gelbeule ist die Linde Futterpflanze. Wer sein Auto zur Blütezeit unter einer Linde parkt, ärgert sich oft, weil der klebrige Kot der Blattläuse, zuckerhaltiger Honigtau, am Lack klebt.

Hohle Linden beherbergen Fledermäuse, Bilche, Waldkäuze, Hohltauben, Spechte und Käferarten wie der seltene Eremit. 

Die Heilkraft der Pflanzenteile

Blüten

Lindenblütentee wirkt besonders aufgrund seiner vielen Polyphenolen, bioaktiven Substanzen, antiviral und antibakteriell bei Erkältungen und Asthma. Ein Lindenblüten-Bad hilft auch Kindern beim Einschlafen. Flavonoide wirken antioxidativ und entzündungshemmend, beugen Krebserkrankungen vor, senken einen zu hohen Blutdruck und stärken die Gefässe. Saponine helfen, überschüssiges Cholesterin aus der Nahrung zu binden und damit der Entstehung von Arteriosklerose entgegenzuwirken. Außerdem hemmen auch sie Entzündungen und optimieren die Immunantwort. 

Lindenblüten-Tee
Lindenblütentee tut gut bei Erkältungen

Blätter 

Gerbstoffe in Lindenblättern verhindern das Eindringen von Viren und Bakterien, weil sie die oberste Zellschicht der Schleimhäute verdichten. Sie bremsen Entzündungsprozesse aus und desinfizieren Wunden. Ausserdem verhelfen sie Entzündungen im Magen-Darm-Trakt zum Abklingen. Das Flavonoid Linarin wirkt angstlösend und beruhigend bei Stress, Angstzuständen und Schlafstörungen. Studien belegen, dass es mit der Wirkung von Neuroleptika aufnehmen kann.

Weitere Flavonoide wirken entzündungshemmend und antioxidativ. Harzsäuren wirken gegen Bakterien, Pilze und Viren und schützen damit vor Infektionen. Sie fördern die Wundheilung und die Regeneration der Haut. Carotinoide schützen die Haut vor UV-Strahlung und sind wichtig für die Augengesundheit. Sie fördern auch die Herzgesundheit, indem sie einen erhöhten Blutdruck senken, Blutfette abbauen und Entzündungen reduzieren.

Lindenblätter, roh oder als Tee, sind sehr kaliumreich und fördern damit ein gesundes Säure-Basen-Gleichgewicht. Chlorophyll stärkt die Darmgesundheit, indem es das Wachstum physiologischer Darmbakterien anregt, Entzündungen hemmt und die Vermehrung von pathogenen Darmbakterien bremst. 

Die Lindenfrüchte oder Samen

Lindensamen stecken voller Gerbstoffe und Mineralstoffen. Der Anteil gesunder mehrfach ungesättigter Fettsäuren beträgt 56 Prozent, und die Konzentration von Vitamin E wird nur noch von Weizenkeimen getoppt. Sterole wirken entzündungshemmend und antioxidativ als Hautschutz.

Lindensamenöl ist ein beliebter Bestandteil in Hautpflegeölen und Massageölen. Phytosterole mindern die Resorption von Cholesterin im Darm und schützen über das Absenken des Blutcholesterinspiegels das Herz. Sie wirken zudem antioxidativ sowie entzündungs- und krebshemmend. Phytosterole in Lindenblättern senken den Blutzuckerspiegel und verbessern die Insulinempfindlichkeit. Auch die Kaffeesäure in Lindensamen wirkt blutzuckerregulierend. 

Lindenknospen

Auch mit Lindenknospen kann man auf schmackhafte Weise etwas für seine Gesundheit tun. Man kann sie in Smoothies, im Salat oder im Müsli geniessen und auch gut trocknen. Ihr Geschmack ist süsslich-nussig und etwas erdig. In Lindenknospen finden sich Schleimstoffe, ätherische Öle, Anthocyane, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Saponine, Vitamine wie Beta-Carotin, Phenolsäuren und Enzyme. Die Knospen der Linde wirken antibakteriell, wundheilend, kräftigend und entgiftend auf den menschlichen Körper.

Die Phytohormone helfen Frauen in den Wechseljahren und regulierend bei Stress. Polyphenole entgiften den Organismus. Ätherische Öle wie Terpene wirken antimikrobiell und antientzündlich.  Bitterstoffe in den Knospen entgiften die Leber und optimieren den Stoffwechsel. Harze und Cumarine wirken blutverdünnend. Cumarine helfen ausserdem bei Gelenkbeschwerden. Aminosäuren sorgen für gesunden Muskel- und Zellaufbau. Bisher wurden 44 Phenole in den Lindenknospen entdeckt, die vor allem antioxidativ wirken. 

In der Gemmo- oder Knospentherapie spielt ein Auszug aus Silberlindenknospen eine wichtige Rolle. Ein Mundspray mit einem Silberlindenknospen-Auszug wirkt regenerierend, regt Stoffwechselprozesse an, wirkt stimmungsaufhellend und verjüngend.

Schon Paracelsus und Hildegard von Bingen beschrieben die heilsame Wirkung von Baumknospen wie zum Beispiel das Apfelknospenöl bei Migräne. Gemmomittel lassen sich auch selbst herstellen, ein Rezept dafür finden Sie in meinem Buch. Das Gemmomazerat aus Sommerlinden- oder Winterlindenknospen wirkt anregend, entgiftend, beruhigend aufs Nervensystem, es entsäuert und entgiftet das Gewebe und wirkt entzündungshemmend, fiebersenkend und schlaffördernd. Lindenknospen erhöhen die Stresstoleranz oder Resilienz und wirken günstig bei ADS oder Hyperaktivität. Lindenknospen sind wahre Seelentröster und helfen bei Sorgen, Trauer und Melancholie. 

Auch Lindenholz, Lindenholzkohle, Lindenrinde und Lindenbast haben heilkräftigende Wirkungen. Das Taraxerol in Lindenrinde wirkt entzündungshemmend, antivital, krebsvorbeugend und gegen pathogene Pilze. Das Vanillin in Lindenrinden hat eine neuroprotektive und stimmungsaufhellende Wirkung. Daher wurde und wird Lindenrinde zur Linderung von Angstzuständen, Nervosität und Schlafproblemen eingesetzt. Sie hilft ausserdem, Stress abzubauen. Lindenbast beschleunigt, äusserlich angewendet, die Heilung von Brandwunden und Geschwüren. 

Alle die genannten Wirkungen wurden durch die moderne Wissenschaft durch zahlreiche Studien bestätigt. Die Linde gehört zu den am besten erforschten Bäumen, was die Heilkraft verschiedener Pflanzenteile betrifft. So wirken hauptsächlich Blüten, Blätter und Knospen gegen Ängste und Depressionen, sie reduzieren die Symptome von Schlaganfall, sie wirken stark antioxidativ, wirken Entzündungen entgegen, sind eine Hilfe bei Diabetes als begleitende Therapie und Prophylaxe, sie beugen Krebs vor, und schützen vor einem zu hohen Blutdruck. Die Linde hilft nachweislich bei Schmerzen, Übersäuerung, Verbrennungen, Verdauungsproblemen und Hautproblemen. 

Die Linde ist züchterisch nicht bearbeitet und daher besonders vitalstoffreich und heilkräftig. In meinen Augen war es überfällig, dass sie im Jahr 2025 zur Heilpflanze des Jahres gekürt wurde aufgrund der Vielseitigkeit ihrer gesundheitlichen Vorzüge. Alle Pflanzenteile sind essbar, gekocht oder roh.

„Go wild“, gehen Sie raus, bedienen Sie sich am reich gedeckten Tisch von Mutter Natur, und integrieren Sie Wildpflanzen wie die Linde in ihre Küche, Ihre Naturkosmetik und Ihre Hausapotheke. Das Beste gibt es umsonst, das zeigt mir die Linde, Kraftspender und Herzensbaum.

Rezepte

Knospen-Salat

Lindenknospen schmecken lecker nussig, entfernt nach Walnüssen, und etwas süsslich. Sie können sie ab Januar ernten. Pflücken Sie 12 Knospen und streuen Sie in den Salat, übers Müsli oder über Süssspeisen. Sie passen gut zu Vollkornpasta mit Olivenöl. Sie können Lindenknospen auch bei Rohkosttemperatur trocknen und sich einen Vorrat dieser kleinen aromatischen Powerpakete zulegen. 

Knospenschuppen der Sommerlinde
Knospenschuppen der Sommerlinde öffnen sich im Frühjahr, zarte grüne Blätter wachsen hervor

Blätter-Brot

Getoastetes Dinkelbrot mit Pflanzenbutter oder Ziegen-Frischkäse bestreichen und als frisches Topping grüne Lindenblättchen drauflegen. Lecker!   

Blätter-Smoothie 

3 Handvoll weiche hellgrüne Lindenblätter zusammen mit Wasser, 1 Banane (alternativ ½ reife Birne), Zitronenmelisseblättern und 5 Datteln im Mixer homogenisieren. Wer es süsser mag, süsst mit Agavendicksaft oder Ahornsirup nach. 

Blätter-Tee

1 Handvoll frischer Blätter oder 1 Esslöffel getrocknete Blätter mit ¼ Liter kochendem Wasser übergiessen, 5-10 Minuten zugedeckt ziehen lassen und dann abseihen. Nach Bedarf mit Lindenblütenhonig oder Ahornsirup süssen. 

Blüten-Einschlafhilfe 

Abends einige Tropfen ätherisches Lindenblütenöl – aus Apotheke, Reformhaus oder Internet – aufs Kopfkissen träufeln. 

Blüten-Limonade

Legen Sie Lindenblüten und Zitronenscheiben von 1 Bio-Zitrone über Nacht in Mineralwasser ein. Am nächsten Tag seihen Sie die Limonade ab und süssen alles mit etwas Lindenblütenhonig oder Ahornsirup.   

Barbara Simonsohn

Barbara Simonsohn (Jahrgang 1954) studierte Sozialwissenschaften und schloss ihr Studium als Politologin ab. Zehn Jahre hintereinander war sie in der Findhorn-Gemeinschaft in Schottland, wo sie nicht nur im Garten mitarbeitete, sondern auch einige ganzheitliche Heilmethoden lernte. 

Sie ist Ernährungsberaterin, Expertin für “Super-Foods”, Reiki-Ausbilderin und Autorin zahlreicher Bücher.

Webseite von Barbara Simonsohn

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